Literaturherbst Heidelberg 2023

Wir freuen uns sehr auf die Kooperation mit dem Literaturherbst Heidelberg 2023.

Das Gesamtprogramm ist auf literaturherbstheidelberg.de zu finden.

 

Die bisherigen Veranstaltungen vom Literaturherbst 2023 bei uns im Gloria waren:

 

SENSITIVE CONTENT

Sondervorstellung zum Literaturherbst Heidelberg am Sonntag, 17.09., 13:30 Uhr

Anlässlich des Jahrestages der Revolution für „FRAU – LEBEN - FREIHEIT“

FILM UND GESPRÄCH

Vorführung des preisgekrönten Kurzfilms „Sensitive Content“ und Video-Grußbotschaft von Narges Kalhor

Aktivist*innen blicken im Film-Gespräch zurück auf ein Jahr Revolution

Eine Kooperation von Gloria-Filmkunsttheater und Literaturherbst Heidelberg in Zusammenarbeit mit Be Our Voice Rhein-Neckar

In ihrem vor wenigen Monaten mit dem 3satNachwuchspreis ausgezeichneten Kurzfilm „Sensitive Content“ hat Narges Kalhor Handyvideos von der Jin-Jiyan-Azadi-Revolution in einer zutiefst bewegenden Montage experimentell zusammengefügt: Videos, die von mutigen Iraner*innen über soziale Netzwerke wie Instagram international viral gingen, oftmals als „Sensitive Content“ gekennzeichnet wurden und die Welt zum Zeugen machten – von der brachialen Gewalt des diktatorischen Staates gegen alle für Freiheit Protestierenden, aber auch vom generationen- und herkunftsübergreifenden Zusammenhalt aller Iraner*innen nach 44 Jahren Diktatur. „Sensitive Content“ ist ein hochaktuelles, ein unentbehrliches Zeitdokument der FRAU-LEBEN-FREIHEIT-Revolution im Iran, das uns nicht zuletzt daran erinnert, nicht die Augen zu verschließen vor dem, was in unserer Welt geschieht, und welch kostbares Gut Freiheit ist.

Anlässlich des Kurzfilms blicken im anschließenden Gespräch SPD-Politiker Danial Ilkhanipour, die Aktivistinnen Mahsa Hadadi (Hamrah United) und Neda Paiabandi gemeinsam mit Moderator Bonyad Bastanfar (Be Our Voice Rhein-Neckar) zurück auf ein Jahr Revolution für FRAU-LEBEN-FREIHEIT und freuen sich auf das Gespräch mit dem Publikum.

Narges Kalhor, 1984 in Teheran geboren, eine seit 2009 angesichts ihres aktiven und künstlerischen Protests im Zeichen der sogenannten „Grünen Bewegung“ nach den iranischen Präsidentschaftswahlen in Deutschland lebende Filmregisseurin, Videokünstlerin und Filmeditorin. Absolventin der Hochschule für Fernsehen und Film München, mit „SHOOT ME“ nominiert für den Deutschen Kurzfilmpreis und Deutschen Menschrechtspreis 2014, auf der DOK Leipzig ausgezeichnet mit dem Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts für „In the Name of Scheherazade or the First Beergarden in Teheran“. 2023 erhielt Narges Kalhor für ihren Kurzfilm „Sensitive Content“ den 3satNachwuchspreis im Deutschen Wettbewerb der 69. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Die Begründung der Jury: "Dieser Film fragt, wie wir mit Bildern der Schmerzen anderer umgehen. Mit Hilfe eines einfachen Symbols werden die allgegenwärtigen, hinter einem Filter versteckten Bilder der Brutalität enthüllt. Der Film vermisst Akte staatlicher Gewalt ebenso wie Akte der Solidarität zwischen den Menschen und bezeugt so die Macht der Revolution – Jin, Jiyan, Azadî."

Bild Danial Ilkhanipour
Danial Ilkhanipour (SPD) | Bildrechte: Sandro Halank
Bild: Mahsa Hadadi
Mahsa Hadadi (Hamrah United)
Bild: Neda Paiabandi
Neda Paiabandi
Bild: Bonyad Bastanfar
Moderator: Bonyad Bastanfar (Be Our Voice Rhein-Neckar)

SIEBEN WINTER IN TEHERAN

Sondervorstellung zum Literaturherbst Heidelberg am Sonntag, 24.09., 11:00 Uhr

Dokumentarfilm "Sieben Winter in Teheran" und Buchvorstellung "Wie man ein Schmetterling wird: Das kurze, mutige Leben meiner Tochter Reyhaneh Jabbari"

Film- und Buchgespräch mit Autorin Shole Pakravan und Regisseurin und Co-Autorin Steffi Niederzoll im Anschluss an die Filmvorführung.

Moderation: Veronika Haas

Es wird einen Büchertisch mit Signiermöglichkeit geben.

 

D/F 2023 | Regie: Steffi Niederzoll | 97 Min.
Dokumentarfilm

Teheran, 7. Juli 2007: Reyhaneh Jabbari, 19, hat ein Geschäftstreffen mit einem neuen Kunden. Ein ganz normaler Tag, der ihr Leben jedoch für immer verändern wird. Denn als der Mann versucht, sie zu vergewaltigen, ersticht sie ihn in Notwehr und flieht. Am gleichen Tag wird sie verhaftet und bald darauf des Mordes angeklagt. Trotz vieler Beweise, die auf Notwehr hindeuten, hat Reyhaneh vor Gericht keine Chance, da ihr Vergewaltiger ein mächtiger und exzellent vernetzter Mann war, der – selbst nach seinem Tod – von der patriarchalischen Gesellschaft geschützt wird. Reyhaneh wird zum Tode verurteilt. Ihr persönlicher Kampf für die Gerechtigkeit beginnt.

Dank heimlich aufgenommener Videos, die von Reyhanehs Familie zur Verfügung gestellt wurden, ihrer Zeugenaussagen, der Briefe, die Reyhaneh im Gefängnis geschrieben hat, und anderer Archive zeichnet der Film den Prozess, die Inhaftierung und das Schicksal dieser Frau nach, die zum Symbol des Widerstands wurde. Ihr Kampf für die Rechte der Frauen spiegelt den Kampf so vieler Frauen wider, nicht nur im Iran.

Buchcover Wie man ein Schmetterling wird
Foto: Steffi Niederzoll
Steffi Niederzoll | Copyright: Kulturakademie Tarabya_Aljaz Fuiz
Foto: Shole Pakravan
Shole Pakravan | c USE gGmbH Mediengestaltung Melanie Bühnemann

 

 

 

 

LUISE

Sondervorstellung zum Literaturherbst Heidelberg am Sonntag, 08.10., 11:00 Uhr

Live-Zoom-Filmgespräch mit Regisseur Matthias Luthardt im Anschluss an die Vorstellung.
Moderation: Jennifer Bihr (Literaturherbst Heidelberg und Queerfeministisches Kollektiv Heidelberg)

F/D 2023 | Regie: Matthias Luthardt | 95 Min. | FSK 16
Darsteller*innen: Luise Aschenbrenner, Christa Theret, Leonard Kunz, Aleksandar Jovanovic

Oktober 1918 im Elsass, kurz vor Ende des ersten Weltkriegs. Die fromme Bäuerin Luise lebt alleine auf einem abgeschiedenen Bauernhof in der Nähe der französischen Grenze. Eines Morgens steht Hélène in ihrer Küche, eine junge Französin auf der Flucht vor einem deutschen Soldaten. Kurz darauf erscheint auch Hélènes verletzter Verfolger Hermann, der selbst wie ein Getriebener scheint. Luise versorgt die Wunden des Soldaten und entscheidet sich, beiden Unterschlupf zu gewähren. Doch während sich die beiden Frauen in den nächsten Tagen anfreunden und immer näher kommen, reagiert Hermann zunehmend gereizter. Er will Luise mit allen Mitteln für sich gewinnen.

Inspiriert von D.H. Lawrences Novelle „Der Fuchs“ (1923) bringt Regisseur Matthias Luthardt („Pingpong“) drei Menschen in einer moralischen Grenzsituation und einem eng begrenzten Raum zusammen. Vor dem Hintergrund eines schier endlosen, von Männern geführten Krieges entwickelt sich „Luise“ zu einem präzise inszenierten und beeindruckend gespielten Überlebenskampf und einem berührenden Film über weibliche Selbstbestimmung und eine erwachende Liebe.

 

INGEBORG BACHMANN - Reise in die Wüste

(Start: 19.10.)

PREVIEW zum Literaturherbst Heidelberg am Dienstag, 17.10., 19:00 Uhr, Kamera

am 50. Todestag von Ingeborg Bachmann

CH/A/D/LUX 2023 | Regie: Margarethe von Trotta | 110 Min. | FSK 0
Darsteller*innen: Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz, Luna Wedler, Tankred Dorst

Im Rahmen des Festivalthemenschwerpunkts „FREIEHEIT“. Zwischen Selbstbestimmtheit und Abhängigkeit, Emanzipation durch Schreiben und Unfreiheit: Als sich Ingeborg Bachmann (VICKY KRIEPS) und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (RONALD ZEHRFELD) 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte. Vier Jahre lang führen beide eine aufreibende Beziehung, die in Paris beginnt und über Zürich nach Rom führt. Doch künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen, die die Harmonie allmählich zu zerstören. Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bei einer Reise in die Wüste versucht sie, ihre Beziehung zu Max Frisch zu verarbeiten und sich langsam davon zu lösen.

Nach Rosa Luxemburg und Hannah Arendt widmet sich Margarethe von Trotta in INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE erneut einer weiblichen Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts: Unverändert gilt die österreichische Lyrikerin, die 1973 im Alter von nur 47 Jahren unter tragischen Umständen aus dem Leben schied, als eine der bedeutendsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Mit Vicky Krieps (CORSAGE, BERGMAN ISLAND) und Ronald Zehrfeld (BARBARA) in den Hauptrollen, zeichnet von Trotta nach eigenem Drehbuch die toxische Beziehung von Ingeborg Bachmann und dem Schweizer Literaten Max Frisch nach, in einem ebenso eleganten wie aufwühlenden Film, der unter großem Aufwand in sechs Ländern entstand.

Margarethe von Trotta: »Vor 50 Jahren, im Jahr 1973, ist Ingeborg Bachmann gestorben, einen schrecklichen, schmerzhaften, für viele Menschen, die sie liebten, erschütternden Tod. In Rom, ihrer Lieblingsstadt. Sie hatte sich mit ihrer unvermeidlichen Zigarette ins Bett gelegt, ist eingeschlafen und hat vor lauter Drogen nicht bemerkt, dass ihr Nachthemd, damals noch aus diesem leicht entflammbaren Nylonstoff, in Brand gesetzt wurde. Als sie schließlich aufwachte und ihre befreundete Zugehfrau um Hilfe anrief, – diese auch sofort kam und sie ins Krankenhaus brachte, – war es für eine Rettung zu spät. Es gibt sicherlich Zuschauer, die erwarten, dass dieser Tod in meinem Film erzählt wird. Zumal der Film zu ihrem 50. Todestag in die deutschen Kinos kommt. Es gab aber zuvor schon einmal einen Moment in ihrem Leben, in dem sie hatte sterben wollen. Nachdem sie von Max Frisch verlassen worden war. Damals wurde sie gerettet. Nicht nur von den Ärzten, sondern auch von einer Begegnung mit einem jungen Mann, der sie aufforderte, mit ihm in die Wüste zu reisen. Zum Schluss dieser Reise spricht sie von der Wüste als von ihrer Erlösung: „Meine Wüste, meine einzige, meine sanfte Vorhölle, meine Erlösung.“ Dieser Satz und ihre Gedichte, die ich schon als junges Mädchen gelesen habe, waren vielleicht der eigentliche Grund für mich, das Angebot, einen Film über sie zu machen, anzunehmen.«

Wir freuen uns auf ein Filmgespräch mit Claudia Kramatschek (Literaturkritikerin, Moderatorin, Mitglied des Koordinationsteams der UNESCO City of Literature Heidelberg) und der Heidelberger Autorin Sofie Morin.